Post by Arno WelzelIch habe gestern eine sehr günstige Bezugsquelle gefunden und ein RDX
mit 160 GB-Cartridge bestellt. Über die Erfahrungen werde ich berichten,
sobald das Ding geliefert ist.
[...]
Vorsicht länglicher Text...
So - mittlerweile habe ich, nach einigen Schwierigkeiten mit dem
ursprünglichen Lieferanten besagtes Laufwerk, allerdings nicht von
Tandberg Data, sondern von HP - konkret "HP StorageWorks RDX" - als
interne USB-Version.
Warum USB, wenn es das (von Tandberg und Imation) auch intern mit SATA gibt?
Nun - SATA ist zwar grundsätzlich schneller, aber im Zweifelsfall nicht
immer problemlos nutzbar, da nicht jedes System SATA Wechsellaufwerke
unterstützt. Als USB-Laufwerk ist es dagegen garantiert ohne Treiber
immer ansprechbar, notfalls auch von einem Rettungsmedium aus mit Linux.
Modellvarianten - da gibt es einige: USB extern, USB intern, SATA intern
Angeboten werden Laufwerke und Medien von Tandberg Data, HP StorageWorks
(ProStor) und Imation.
Die Medien sind aktuell bis 750 GB zu haben - eben entsprechend dem, was
derzeit als 2,5"-SATA-Platte verfügbar ist.
Die Firmware des "Laufwerks", wird bei Bedarf auch aktualisiert
(passendes Tool für Firmware-Update ist sowohl bei HP als auch Tandberg
zu bekommen) - aktuell ist momentan Version 3040 von April 2009.
Praktischer Einsatz:
Der Einbau ist relativ unproblematisch - sehr schön: die Stromversorgung
erfolgt selbstverständlich *nicht* über USB, sondern über einen
regulären Molex-Stecker (bei der SATA-Version entsprechend über einen
SATA-Stromanschluß) und das USB-Kabel ist nicht fest am Laufwerk,
sondern ebenfalls gesteckt. Für die USB-Verbindung liefert HP drei
Kabel, die man je nach Bedarf verwenden kann: Für externe reguläre
USB-Buchsen (in manchen Servern oder USB-Steckkarten auch intern zu
finden), für die speziellen Anschlüsse auf Proliant-Server-Mainboards
und für reguläre Pfostenstecker - so wie bei meinem Asus P5Q.
Sowohl BIOS als auch das Betriebssystem erkennen das Laufwerk als
USB-Massenspeicher - man kann (wenn das Medium boofähig gemacht wurde)
sowohl im BIOS davon booten als auch das Laufwerk ohne Treiber direkt in
Windows oder Linux benutzen.
Die Handhabung der Cartridges geht wie bei Streamern: Cartridge
reinschieben, bis sie hörbar mit einem Klick einrastet. Der
Medienauswurf erfolgt dann mit einen Motor im "Laufwerk", der die
Cartridge ein kleines Stück aus dem Schacht herausschiebt, so daß man
sie leicht entnehmen kann. Für den Notfall geht auch eine Entriegelung
mit Büroklammer über das entsprechende Loch in der Blende - ähnlich wie
bei optischen Laufwerken.
Die Cartridges sind übrigens sehr robust - ein freier Fall aus 1 Meter
Höhe auf festen Untergrund wird vom Hersteller offiziell als zulässige
Belastung angegeben und auch technisch erscheint Konstruktion mit
Gummipuffern um die Platte herum und Belüftungsschlitzen für den
Dauereinsatz über mehrere Stunden in einem entsprechenden PC-Gehäuse
sehr durchdacht. Bei einer Testsicherung von ca. 1 Stunde wurde die
Platte darin laut "RDX Diagnose Tool" ca. 35°C warm - also völlig im
akzeptablen Rahmen.
Die Kontaktierung der Platten erfolgt zwar intern über deren eigene
SATA-Schnittstelle - aber der Hersteller gibt für die verwendete
Mechanik 10000 Wechselvorgänge als Lebensdauer für das "Laufwerk" bzw.
5000 für die Cartridges an. Bei täglichem Medienwechsel sollte das also
locker für etliche Jahre ausreichen.
Die einzige, aber IMHO verschmerzbare Schwäche (gilt laut Doku auch für
die SATA-Version): Der Auswurf über den Eject-Knopf am Laufwerk selbst
geht nur mit Unterstützung eines Dienstes, der nur für Windows verfügbar
ist (RDXMon), und als Systemdienst läuft. Dessen einzige Aufgabe ist es,
auf die Betätigung des Eject-Knopfes zu reagieren, und dem Laufwerk
einen "Auswerfen"-Befehl zu schicken, sofern gerade keine Dateien darauf
geöffnet sind. Ohne diesen Dienst ist der Eject-Knopf ohne Funktion und
man muss die entsprechenden Funktionen des Betriebssystems (Kontextmenü
im Windows-Explorer etc.) verwenden. Der Auswurf funktioniert jedenfalls
zuverlässig und nicht so wackelig wie bei SATA-Hotplug in Wechselrahmen.
Die Geschwindigkeit ist für USB 2.0 völlig OK und liegt bei den
verwendeten 160GB-Cartridges bei rund 27 MB/s durchschnittlich lesen und
rund 18 MB/s durchschnittlich schreiben - abhängig natürlich von der
Größe der kopierten Dateien. Iomega REV war auch nicht schneller und
auch LTO-Streamer sind in ähnlichen Größenordnungen.
Als großer Vorteil gegenüber Streamern - man hat jede Datei sofort im
Zugriff und bei Sicherungen kann man auch leicht einfach nur die
geänderten Dateien auf das Medium sichern (z.B. mit rsync oder
robocopy), statt jedesmal 100 GB oder mehr übertragen zu müssen.
Als Software liefert HP die RDX-eigene Lösung "FileKeeper" mit - die ich
aber nicht nutze, da meine bisherige Backup-Lösung schon für wechselbare
Festplatten ausgelegt war (RDX löst bei mir konventionelle Festplatten
in Wechselrahmen ab).
Der Preis ist - gemessen an der Kapazität - zweifellos recht heftig.
Aber gegenüber den diversen Bastellösungen mit rein mechniaschen
Wechselrahmen und AHCI-Hotplug-Gefummel auch nicht vergleichbar.
Für den profesionellen Einsatz in kleinen Büros oder Firmen, wo nicht
gleich Terabyte-weise Daten gesichert werden müssen und man mit wenigen
Medien auskommt, kann ich das auf jeden Fall empfehlen. Die Handhabung
ist unproblematisch und notfalls kommt man auch ohne spezielle Software
an die Daten ran.
--
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